1. Nachhaltiges Weingut

Pionierarbeit

Wer 2010 den ersten Nachhaltigkeitsbericht im deutschsprachigen Weinbau vorlegte, den darf man als Pionier bezeichnen. Seither wurde jeder Stein umgedreht und die Resultate sind beachtlich: 28% weniger Diesel, 39% weniger Strom, 51% weniger Pflanzenschutzmittel. Gewachsen sind Weinqualität, die Zahl der Rebstöcke und der begeisterten Weinfreunde. Artenreich begrünte Weinberge bieten Lebensräume, verhindern Erosion und nutzen dem Klima, da Humusanteil und somit CO2-Gehalt verdoppelt werden konnten.
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Aktiv in Verbänden und wahrnehmbar in der Öffentlichkeit stiftet Grünewald andere Unternehmer, Kollegen und Studierende zum kritischen Blick auf den status quo und zur Mitwirkung an seiner Vision eines nachhaltigen Weinbaus an. So unterrichtet er am Weincampus Neustadt seit 2017 – na was wohl? – richtig!: Wine & Sustainability.

Innovationen anschieben

Mit der Hochschule Worms initiiert Richard Grünewald 2014 eine App zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, die mittlerweile als erstes Precision Farming Tool den Weinbau erobert.

An der TH Bingen steuert er Praxis-Know-How bei der Entwicklung einer Online-Ökobilanz bei.

Von Grünewald ausgetüftelte ressourcenschonende Maschinenkombinationen werden von Kollegen übernommen, eine an die Standortbedingungen angepasste Saatgutmischung trägt im Handel seinen Namen, seine Bodenpflege findet Nachahmer.

Aktuelles & Meilensteine

Um nachhaltig zu wirtschaften, genügt es nicht, einen großen Schalter umzulegen.
Vielmehr gilt es, immer neue Puzzleteile ausfindig zu machen und diese zum großen Bild zusammenzusetzen.
Und so sehen die Puzzleteile aus, die wir bisher aufgespürt haben:

Mulchwalze

Sie ersetz seit 2010 bei uns überwiegend den Mulcher, mit dem sonst gemäht und gehäckselt wurde. Da die Walze nur abrollt und nicht von Traktor angetrieben wird, spart sie Diesel und CO2, auch bin ich damit flotter unterwegs. Ökologisch reduziert sie Verdunstung und kühlt, da sie einen schützenden Pflanzenteppich hinterlässt. Sie fördert die Artenvielfalt, da keine Insekten geschreddert und Habitate bewahrt werden. Ein schwedisches Sprichwort könnte lauten: “Mulchst Du noch, oder walzt Du schon?”
Nahaufnahme einer Walze
Nahaufnahme der Solarthermie-Paneele auf dem Dach

Solarthermie

Die Sonne auf dem Scheunendach erwärmt unser Brauchwasser. Nicht nur im Sommer heizen ihre Strahlen die Kollektoren erstaunlich auf. Als die zusammengestoppelten Nachkriegsziegeln erneuert werden mussten, haben wir die Solarthermie mit installiert.

Regenwassernutzung

Zwei ausgediente Weintanks erhielten ein zweites Leben und sammeln bis zu 16.000 Liter Regenwasser vom großen Dach der Maschinenhalle. Damit konnten wir den Verbrauch von Trinkwasser für den Pflanzenschutz erheblich reduzieren. 

Für Regenwasser braucht es allerdings auch Regen und der reichte dann trotz großer Tanks öfter nicht aus. Mittlerweile haben wir einen Brunnen und verwenden in den Weinbergen und für die Gerätereinigung kein Trinkwasser mehr.

Traktor fährt Regenwasser in Tank aus Scheune
Nahaufnahme der Gärkühlung an der Gäranlage

CO2-Sensoren am Gärtank

Fruchtige Weine erzielen wir durch eine Kühlung während der Gärung. Ungekühlt würde der junge Wein binnen weniger Tage stürmisch durchgären, Aroma und Raffinesse würden leiden wie bei verkochtem Gemüse. 

Anstatt wie üblich energieintensiv auf eine starre Temperatur zu kühlen, überwachen in unserem Keller Sensoren jedes Fass und erkennen anhand der entweichenden Gärungskohlensäure, was da im Most gerade abgeht. Eine Steuerung kühlt dann frühzeitig und minimal. So sparen wir einerseits erheblich Energie und greifen andererseits weniger in die natürlich Gärung ein.