1. Nachhaltiges Weingut
Pionierarbeit
Innovationen anschieben
Mit der Hochschule Worms initiiert Richard Grünewald 2014 eine App zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, die mittlerweile als erstes Precision Farming Tool den Weinbau erobert.
An der TH Bingen steuert er Praxis-Know-How bei der Entwicklung einer Online-Ökobilanz bei.
Von Grünewald ausgetüftelte ressourcenschonende Maschinenkombinationen werden von Kollegen übernommen, eine an die Standortbedingungen angepasste Saatgutmischung trägt im Handel seinen Namen, seine Bodenpflege findet Nachahmer.
Aktuelles & Meilensteine
Um nachhaltig zu wirtschaften, genügt es nicht, einen großen Schalter umzulegen.
Vielmehr gilt es, immer neue Puzzleteile ausfindig zu machen und diese zum großen Bild zusammenzusetzen.
Und so sehen die Puzzleteile aus, die wir bisher aufgespürt haben:
Solarstrom für Haus & Kelter
Das Dach unserer Vinothek haben wir 2023 mit einer weiteren Photovoltaik belegt. Ihre 15 kW Sonnenstrom versorgen Wohnhaus, Weinkeller und Kelterhaus. Ein Speicher sorgt dafür, dass die Weinpumpen auch abends noch klimaneutral arbeiten können. Ein richtig schönes Gefühl!
Seit 2008 speist die PV auf unserer Scheune in den Weinbergen Strom ins öffentliche Netz und versorgt mit 36 kW ca. 9 Haushalte.
Auch die gemeinschaftliche Weinbergs-Tropfbewässerung wird damit betrieben.
Digitale Wetterstationen
Gemeinschaftlich haben wir 2022 sieben digitale Wetterstationen in den Weinbergen dreier Dörfer installiert, die ihre Messdaten per Handyfunk weiterleiten.
Der Computer errechnet uns daraus eine präzise Modellierung der Risiken für echten und falschen Mehltau, unsere Hauptfeinde.
Außerdem messen wir so präzise Niederschläge und Verdunstung in den Weinbergen und können dann mit der Tropfbewässerung sparsam reagieren.
E-Lastenrad statt Traktor
Mein Lastenrad ersetzt seit 2021 bei vielen Handarbeiten den Traktor als Transportmittel für Anbindematerial, Werkzeug oder Rebschere. Von einem Weinberg zum nächsten bin ich damit agiler unterwegs als mit der großen Allradmaschine. Akku und Motor übernehmen emissionsfrei den größeren Teil der Strampelei.
Bei Weinauslieferungen in der Stadt bin ich – am Verkehr vorbei – oft schneller als mit dem Auto.
Humus aufbauen - CO2 speichern
Wir speichern CO2 in unseren Weinbergsböden, indem wir gezielt deren Humusgehalt erhöhen. Dazu säen wir eine Begrünung zwischen den Reben an, reduzieren die Bodenbearbeitung und bringen turnusmäßig Kompost in unsere Weinberge ein. Neben einer Kohlenstoffsenke erreichen wir so einen besseren Schutz vor Erosion und eine geringere Verdunstung kostbaren Wasers.
Dazu braucht es – wie so oft in der Natur – Geduld und Ausdauer: Binnen 12 Jahren konnten wir den Humusgehalt unserer Weinberge im Schnitt um 35% steigern (von 1,7 auch 2,3%). Wir bleiben dran.
Flaschen Spülen
Wir nehmen gebrauchte Weinflaschen zurück, sortieren sie und lassen sie spülen. Anschließend werden sie bei uns wieder neu befüllt und sparen so in unserem Weingut rund 20% Neuglas ein.
Da die Glasflasche der größte Brocken in der CO2-Bilanz des Weines ist, hat das deutliche Auswirkungen zugunsten der Klimabilanz unserer Weine.
regionale Holzfässer
Unsere besten Rotweine reifen in Fässern aus Pfälzer Traubeneiche, die eine Manufaktur im 30km-nahen Bad Dürkheim schreinert.
Die Traubeneichen wachsen nur weitere 40km entfernt bei Johanniskreuz in der Pfalz.
Angefangen haben wir 2004 mit Barriques aus Frankreich und den USA. Mittlerweile ist der Transportweg somit auf einen Bruchteil geschrumpft während Qualität der Fässer und das Aroma der Weine deutlich gewonnen haben.
spritsparende Reifen
Ungewöhnliches hilft manchmal weiter: Statt der üblichen dicken Stollen fahren wir ein feineres und dichteres Profil, das ursprünglich die Schweden für den Winter erfunden haben.
So rollen die Räder leichter ab und der Traktor braucht 10% weniger Diesel!
Überdies halten die Reifen dreimal länger, schonen also wertvolle Ressourcen.
Kulis ohne Plastik
Was im Großen gilt, ist mir auch im Kleinen wichtig. Unsere Holz-Kulis kommen ohne Kunststoff aus und liegen natürlich und angenehm in der Hand.
Klar, sie kosten etwas mehr, dafür sind sie aber kein Wegwerfartikel, sondern werden von unseren Kunden genutzt und gehütet.
Spende für die Tafel
Die Wormser Tafel macht ehrenamtlich eine tolle und notwendige Arbeit, die wir immer mal wieder gern mit einer Palette Traubensaft unterstützen.
Solarthermie
Die Sonne auf dem Scheunendach erwärmt unser Brauchwasser. Nicht nur im Sommer heizen ihre Strahlen die Kollektoren erstaunlich auf. Als die zusammengestoppelten Nachkriegsziegeln erneuert werden mussten, haben wir 2012 die Solarthermie mit installiert.
Mulchwalze
Sie ersetzt seit 2010 bei uns überwiegend den Mulcher, mit dem sonst gemäht und gehäckselt wurde. Da die Walze nur abrollt und nicht von Traktor angetrieben wird, spart sie Diesel und CO2, auch bin ich damit flotter unterwegs. Ökologisch reduziert sie Verdunstung und kühlt, da sie einen schützenden Pflanzenteppich hinterlässt. Sie fördert die Artenvielfalt, da keine Insekten geschreddert und Habitate bewahrt werden.
Ein schwedisches Sprichwort könnte lauten:
„Mulchst Du noch, oder walzt Du schon?“
Solar-Scheune
Sonnenstrom für 9 Haushalte gewinnt unsere Scheune in den Weinbergen, die wir 2008 gebaut haben.
Unten stehen vom Pflug über die Fräse bis zum Laubschneider alle Maschinen für die Weinbergsarbeit und oben auf liegen 36 kW Solarzellen.
Damit viel Photovoltaik Platz fand, hat das Satteldach eine sehr große und flache Südseite und nur eine kleine, steile Nordseite. Sieht wirklich schräg aus, ist aber effizient.
Regenwassernutzung
Zwei ausgediente Weintanks erhielten 2009 ein zweites Leben und sammeln bis zu 16.000 Liter Regenwasser vom großen Dach der Maschinenhalle. Damit konnten wir den Verbrauch von Trinkwasser für den Pflanzenschutz erheblich reduzieren.
Für Regenwasser braucht es allerdings auch Regen und der reichte dann trotz großer Tanks öfter nicht aus. Mittlerweile haben wir einen Brunnen und verwenden in den Weinbergen und für die Gerätereinigung kein Trinkwasser mehr.
CO2-Sensoren am Gärtank
Fruchtige Weine erzielen wir durch eine Kühlung während der Gärung. Ungekühlt würde der junge Wein binnen weniger Tage stürmisch durchgären, Aroma und Raffinesse würden leiden wie bei verkochtem Gemüse.
Anstatt wie üblich energieintensiv auf eine starre Temperatur zu kühlen, überwachen in unserem Keller Sensoren jedes Fass und erkennen anhand der entweichenden Gärungskohlensäure, was da im Most gerade abgeht. Eine Steuerung kühlt dann frühzeitig und minimal. So sparen wir einerseits erheblich Energie und greifen andererseits weniger in die natürlich Gärung ein.
Vereine unterstützen
Wir leben in und mit der Dorfgemeinschaft und unterstützen gern Vereine, besonders in der Jugendarbeit. Das kann der Traktor beim Umzug sein, das Mulchen des Turngeländes oder das Kästchen Wein für die Feier der Ehrenamtlichen.